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Platte des Monats Januar/Februar 2016

Get Well Soon - LOVE [Caroline]

Autor(en): Maria Langlechner am Donnerstag, 4. Februar 2016
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Quelle: Caroline

Get Well Soon - LOVE

Ein Konzeptalbum zum meistdiskutierten Thema in der Musik ist die aktuelle Platte des Monats. Konstantin Gropper gelingt das Kunststück, Liebe in Pop zu übersetzen, ohne schmalzig zu sein.

"Wenn man sich mit Liebe auseinander setzt, kommt man schnell an den Punkt, wo man sieht, dass das ein sehr ambivalenter Begriff ist und genau so viel Glück wie Unglück bringt. Das ist für's Schreiben auch der weit interessantere Teil der Liebe. Das Dunkle hat mich schon immer mehr interessiert als die große Euphorie", sagt Konstantin Gropper im M94.5-Interview. Genügend unerforschtes Gebiet liefert die so oft künstlerisch verarbeitete Emotion also noch für ein ganzes Album von Get Well Soon. Es heißt schlicht LOVE und kommt weniger kompliziert daher als die Vorgänger. Das sieht Gropper nicht negativ: "Es ist eine große Herausforderung, das irgendwie hinzukriegen - eingängig und trotzdem nicht total platt."

Bildhafte Musik und bildhafte Interpretation

Für die Vorab-Single It's Love hat die Bild- und Tonfabrik ein Video gedreht, das von österreichischen Medien teilweise mit Stirnrunzeln aufgenommen wurde, weil es stark an den Kriminalfall Josef Fritzl erinnert. Was das mit Liebe zu tun hat? "Ich hatte nicht dieses Video und diese Handlung im Sinn, als ich den Song geschrieben habe. Ich finde allerdings schon, dass es extrem gut gepasst hat. Erschreckend gut. Wenn man dieses Video sieht, denkt man nicht direkt an Liebe, aber es hat dann doch irgendwie damit zu tun", erklärt Gropper. Das ist eine Stärke seiner Musik: In einen neuen Kontext gestellt, geben seine Songs neue Bedeutungsebenen preis. Ein guter Grund für seine vergleichsweise aufwändigen Musikvideos: "Ich versuche, mit meiner Musik sehr bildhaft zu sein. Und wenn's dann eine bildhafte Interpretation gibt, finde ich das immer sehr interessant und sehr wichtig."

"Ich habe schon große Angst davor, mich zu wiederholen."

Für jedes Projekt sucht sich Konstantin Gropper neue Inspirationsquellen, um sich nicht zu wiederholen. Für LOVE kamen Anregungen aus der Popmusik der 70er und 80er Jahre. Ein gefährliches Terrain voller irrelevant gewordener Radiohits. Das Ergebnis eröffnet dem Hörer einen ganz anderen Interpretationshorizont: Querverweise auf The Divine Comedy, Arcade Fire, Rufus Wainwright oder die Münchener Freiheit kann man heraushören.

Bei den Texten beweist Gropper, dass er kein Kultur-Snob ist: Einerseits beruft er sich zwar auf Kino-Hochkultur; Marienbad nimmt Bezug auf einen Alain-Resnais-Film. Andererseits finden sich aber auch Titel von Rosamunde-Pilcher-Werken in Young Count Falls For Nurse: "Das mit Rosamunde Pilcher kam aus einer anderen Ecke. Da habe ich eher nach Romantik gesucht. Zu Popmusik gehört ja immer eine gewisse Ironie und Humor", meint Gropper.

Was Liebe ist

"It's love and I won't get rid of it, but I can't believe in it, 'cause I can't unriddle it", hört man auf der Platte. Das ewige Rätsel Liebe wird auf LOVE nicht gelöst. Aber es werden einige Optionen aufgelistet:  It's A Tender Maze, It's A Catalogue, It's An Airlift, It's A Mess, It's A Fog und It's Love heißen sechs der elf Titel. Die Texte kommen ohne pappigen Pathos aus. Die musikalischen Arrangements allerdings verzichten - wie man es von Get Well Soon kennt - nicht auf Pathos: "Ich verwende viele Naturgeräusche. Da muss ich mich immer zügeln. Ich würde sonst wahrscheinlich in jedem Song so etwas unterbringen wie Vogelgezwitscher und Waldrauschen." Das Endresultat überzeugt, geboten wird die ganze Palette von straighter Gitarrenmusik bis hin zu fast schon symphonischer Üppigkeit. Und dazu bleibt jede Menge Raum zum Weiterphilosophieren über Liebe und was sie bedeuten mag.

 

"Love" von Get Well Soon ist am 29. Januar 2016 bei Caroline erschienen.

M94.5 präsentiert das Konzert von Get Well Soon am 11. März in der Muffathalle.

Platte des Monats

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